Bis kurz vor ein paar Tagen, habe ich überlegt ob ich überhaupt einen Blog über diese Reise schreibe. Ganz anders als auf unserer letzten USA Reise wohnten wir dieses Mal bei Freunden und auch der Urlaub gestaltete sich weniger abenteuerlich. Da man aber die Südstaaten nicht mit dem Rest Amerikas vergleichen kann und wir viel erlebt haben, möchte ich diese Erfahrungen niemandem vorenthalten. Fotos existieren leider ebenfalls sehr viel weniger – aber die Kraft und die Schönheit des Yellowstone National Park lässt sich eben nur schwer übertrumpfen – für mich wenn überhaupt.

Die „grüne Hölle“ erwartete uns erst einmal zu Hause
Dieses Mal sollten wir in der „grünen Hölle“ landen – jedenfalls kündigte unser Gastgeber sein Zuhause auf Zeit uns gegenüber so an. Die besagte Hölle fanden wir aber am Abend vor der Abreise zu Hause in Deutschland vor. Dank verschlossener Katzenklappe gerieten unsere Stubentiger unfreiwillig in Gefangenschaft und quittierten dies prompt und aus der Not heraus mit Hinterlassenschaften überall – sogar im Spülbecken. Da wir auf Geheiß unserer Gastgeber allerdings ohne Klamotten reisen sollten, ging das Packen schnell. Wir starten unseren Trip in Hannover. Die Flugzeit bis Amsterdam reicht gerade einmal für ein stilles Wasser aus einem Mini-Plastikbecher und einen Keks. In Amsterdam selbst muss es schnell gehen, gerade einmal 40 Minuten bleiben uns zum Umsteigen. Vor lauter Hektik vergesse ich meine Tüte mit den Medikamenten im Flieger und starte den Langstreckenflug entsprechend gefrustet. Bis auf ein paar Turbulenzen bleibt alles ruhig und um 16.00 Uhr Ortszeit landen wir in Atlanta.

Für uns dauert der Tag zu diesem Zeitpunkt bereits 12 Stunden und unsere Sinne stehen auf schlafen. Auch am nächsten Tag kommen wir immer noch an und lernen erst einmal etwas über die Tierwelt in Tennessee – Schlangen, Spinnen und wundersame Geschöpfe gibt es hier. 90 Prozent der lieblichen Tierchen sind giftig. Tolle Aussichten denke ich mir, von den riesigen und farblich sehr bestechenden Wespen weiß ich noch nichts. Andreas übt sich die ersten Tage im Umgang mit kleinen Kindern und wir begleiten die Jüngsten der Familie zur „Steam-Night“. Uns beeindrucken das Engagement und der Ideenreichtum der Lehrer, welches aber nur bis zum Ende der Grundschule anhält, erfahren wir später. Komplett anders organisiert als zu Hause unterscheiden sich sowohl die Lehrpläne als auch der Tagesablauf der Kids hier komplett von dem deutschen Schulsystem. Einmal bringt Andreas sein Patenkind morgens zur Schule und erzählt: „Das läuft da wie auf der Fähre, die Eltern fädeln sich mit ihren Autos ein und geben die Kids direkt in die Hände der Lehrer. Über all das wacht der Sheriff – die Kinder bleiben nicht eine Sekunde unbeaufsichtigt.“
Am dritten Tag fange ich an zu hungern
Am dritten Tag schließlich fange ich an zu hungern – ich möchte Land und Leute sehen, Tennessee erkunden. Direkt neben der Nachbarschaft unserer Gastgeber liegt ein heruntergekommener Trailerpark. Diesen möchte ich nun gerade nicht erkunden. Eva und Helge erzählen etwas von Einschusslöchern und so wie die Behausungen aussehen, möchte ich hier tatsächlich auch tagsüber nicht mit dem Auto anhalten müssen. Unsere Gespräche drehen sich die ersten Tage um die enorm weite Schere zwischen arm und reich und Dinge, die unsere Gastgeber in den USA vermissen. Chips von Funny zum Beispiel, Würstchen und eine gute Currywurst. Ich habe aber nicht nur Hunger auf Currywurst, sondern vor allem auf Sightseeing. Andreas lässt sich schließlich breitschlagen, sich die olympische Strecke der Kanuten einmal anzusehen. Sie liegt am Upper Ocoee River auf dem Weg in den Nationalpark.


Noch heute nutzen Sportler den Upper Ocoee River für ihr Hobby
1996 diente zum ersten Mal ein Naturkurs als olympische Strecke für die Austragung der Kanu-Slalomwettbewerbe. Um die Wettbewerbe spannend zu gestalten verengte man das 60 Meter breite Flussbett auf etwa 20 Meter, damit übertraf die Wildwasseranlage die meisten künstlichen Kanäle immer noch um das Doppelte. Mit der Fertigstellung erschufen die Organisatoren eine Strecke der Superlative – mit der größten Wassermenge, dem größten Höhenunterschied (9 Meter) und einer Streckenlänge von 415 Metern. Normalerweise liegt der Upper Ocoee River heute trocken. Um die Mittagszeit an Sommerwochenenden fluten die Betreiber des Wild Water Centers um das kommerzielle Rafting weiter zu ermöglichen. Wir fahren eine ganze Zeit lang hinter einem Pick Up her, auf dessen Ladefläche ein Pärchen gemütlich die Beine ausstreckt. In Deutschland undenkbar. Der Fluss liegt verlassen da in der Abenddämmerung, wir schießen ein paar Fotos und entdecken eine giftgrüne Spinne zwischen zwei Felsen. Als sie uns anspringen will, nehmen wir Abstand. Immerhin eins haben wir von unserem Gastgeber mittlerweile gelernt – das meiste hier kann beißen und gehört der giftigen Gattung an.

Wie immer fasse ich für Euch noch einmal alle Bilder (die in diesem Fall ausnahmslos von meinem Mann stammen) in einer Galerie zusammen. In der Fortsetzung findet Ihr auch wie gewohnt einen Link zu den ersten Teilen des Blogs.
Comment
[…] Ankommen dauert in den USA halt länger…(1) […]