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Roadtrip of my life: der „Kicking Horse River“ macht seinem Namen Ehre (10)

4. Oktober 2018

BanffHello again! Erinnert Ihr Euch? Im letzten Beitrag hieß es auf in den Sattel und heute sitzen wir alle im selben Boot. Hinterrücks (den dicken Smiley muss man sich an dieser Stelle dazu denken) hat mein Mann eine Rafting-Tour auf dem Kicking Horse River gebucht, also bleiben wir in Banff, Kanada. Schnell merke ich, dass dieser Fluß hält, was er verspricht. Nein, Rafting gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen aber ein Erlebnis war es allemal. Niemals hätte ich gedacht, wieviel Kraft in den Stromschnellen, den „Rapids“ steckt und das festhalten auch festhalten bedeutet und zwar mit aller Kraft. An dieser Stelle geht noch einmal ein großes Lob an unseren Veranstalter und Betreuer „Wild Water Adventures“. Immerhin bedeutet Grad IV in den internationalen Schwierigkeitsgraden absolut unregelmäßige Wellen, unvermeidbare Löcher und verengte Stellen, sehr anstrengend – ohne Scout geht hier gar nichts. Hier hört auch die Spaßskala offiziell auf. Das Verletzungsrisiko beim Schwimmen bleibt hoch und Grad IV setzt eine meisterhafte Erfahrung des Scouts voraus und diese Vorraussetzungen hat Wild Water Adventures erfüllt. Also, auf ins Boot und in den Kampf!


Banff Nationalpark

Der Banff Nationalpark beeindruckt mit seinen Bergen und Tälern

Heute geht es zum Raften und witzigerweise macht mir dieser Trip erst einmal weniger Angst als das Reiten. Das soll sich allerdings bald ändern. Zwei Stunden brauchen wir bis zum Treffpunkt und Andreas studiert besorgt den Wetterbericht. Gewitter soll es geben. Aber der Wettergott schickt uns strahlend blauen Himmel und auf dem Weg statten wir der Höhle in Banff noch einen Besuch ab. Schmelzwasser formte die Höhle, welches beim Auftreffen auf die Oberfläche bestimmte Gase in die Atmosphäre abgibt. Das wiederum bildet Mineralien im Wasser, die den porösen Stein „tufa“ formen. Innerhalb der Höhle befindet sich ein „duftendes“ Bassin. Diesem Bassin verdankt der Banff Nationalpark seine Entstehung. Seit 1885 erstreckt sich der drittälteste Nationalpark der Welt auf einer Fläche von 6641 Quadratkilometern in den Rocky Mountains. Weiße Europäer suchten damals nach einer Route für die Eisenbahn gen Westen. Während des Baus der Canadian Pacific Railway zeigten die Ureinwohner den Weißen einen wahren Schatz – das Bassin in der Höhle. Zunächst stritt man sich über die Ausbeutung, zwei Jahre später entschied die kanadische Regierung und stellte zunächst ein kleines Gebiet rund um die Höhle unter Schutz.

Neopren gegen die Kälte, Befindlichkeiten sollte man an dieser Stelle nicht haben

Banff Nationalpark

Höhle und Bassin – Entstehungsort des Banff Nationalparks

Hier nicht es ordentlich nach Schwefel und wir schauen uns auch die Ausstellung an. Tatsächlich soll hier ein schottischer Tour Guide und Schützer der Höhle früher einmal mit seinem starken Akzent für Erheiterung gesorgt haben. David Galletly galt hier als echte Attraktion. Nach einer guten halben Stunde haben wir alles gesehen und machen uns auf den Weg zum „Kicking Horse River“. So langsam steigert sich mein ungutes Gefühl.  Auf dem Weg schießen wir noch ein paar schöne Bilder und wir entdecken den „Carahdras“ aus dem Herrn der Ringe. Jedenfalls könnte dieses Felsmassiv gut die Filmkulisse sein. An der „River Base“ angekommen, haben wir noch Zeit für ein Frühstück. Danach geht es zur Sache. Ein Guide erklärt uns vorab die Ausrüstung, die aus einem Neoprenanzug, einem Helm, Booties, einem Fleecepulli, einer Regenjacke und einer Rettungsweste besteht. Letztere steigert meine Nervosität. Aber wie nötig sie sein könnte, merken wir später. Auch den Fleecepulli halte ich zunächst für überflüssig. Auf dem Fluss allerdings werde ich froh sein, ihn anzuhaben. In der Umkleide quetsche ich mich in den Neoprenanzug, indem ich mich fühle wie eine Fleischwurst. Jeden Moment reißt das Ding bestimmt. Wir sammeln unsere Sachen ein und steigen in einen alten Schulbuss. Der bringt uns zum Einstiegspunkt.

Angekommen sehe ich die Raftingboote und das mulmige Gefühl wächst sich aus. „Juan“, der uns später auch durch die Stromschnellen bringen wird, erklärt uns die Sicherheitsregeln. Unbedingt mit den Füßen voraus schwimmen, wenn jemand über Bord geht. Was passiert, wenn derjenige weit vom Boot entfernt schwimmt. Oder in einen Baumstammhaufen gerät. Oder, oder, oder. Wir stehen eine gute halbe Stunde am Ufer des Kicking Horse Rivers und lauschen den Regeln der Sicherheit in und auf dem Wasser. Kann der Scout nicht mehr rettend eingreifen, will er das wir schwimmen, so hart wie wir können. Das Ganze scheint doch nicht ganz ungefährlich, man kann sich ernsthaft dabei verletzten und offenbar fallen doch mal Leute aus dem Boot. Aber es gibt nun kein Zurück mehr. Einer der Guides fragt mich: „Feel nerveous?“ Ich nicke nur. Er versichert mir das ginge allen so die zum ersten Mal raften und wir nehmen unsere Plätze ein – auf dem Rand und nicht unten im Boot, wie ich es gehofft hatte.

Kicking Horse River

Es geht los – und noch geht der Daumen nach oben, auch bei mir

Andreas macht die Sache trotz verlorenem Ruder sichtlich Spaß

Das zugehörige Kommando „Get down“ werden wir auf dem Trip noch oft genug hören, erst ab einer gewissen Stärke der Stromschnellen geht es quasi unter Deck, also auf den Boden des Bootes. Es geht los und schon bei der ersten kleinen Welle haut es mich vom Rand und ich sitze auf meinem Hintern. Den Rest der Strecke werde ich mich fragen, wie die anderen es schaffen, das Gleichgewicht dort oben zu halten. Schnell merke ich, Rafting ist nichts für mich. Schon bald geraten wir in die ersten richtigen „Rapids“ und Juan schreit „Get down“! Ich bekomme einen Schwall „erfrischendes“ (das Wort „kalt“ stand während der gesamten Tour auf der roten Liste) Wasser in den Nacken und vergesse prompt zu atmen. Die anderen lachen, ich fühle mich zunehmend unwohler. Auch Andreas macht die Sache Spaß, er sitzt am Ruder in der Mitte und hat dort alle Hände voll zu tun. Teilweise muss das Team auch in den Schnellen rudern, warum lernen wir erst später. Gleichzeitig beim Kommando „Grap the rope“ die Leine richtig zu greifen ohne das Ruder zu verlieren, klappt nicht sofort. Einmal kommt meinem Gatten das Paddel abhanden, wird aber prompt von den vorne sitzenden Ruderern wieder eingefangen und zurück gegeben. Von der Ruhe, die alle anderen bewahren, bin ich von Anfang an weit entfernt.

Kicking Horse River

Es geht rund auf dem Kicking Horse River. Mir machen die Rapids zu schaffen

Es gibt viel zu beachten, die Schläge sind  hart und kommen oft unvermittelt, genauso wie das Wasser. Spätestens jetzt danke ich den Guides für den warmen Fleecepullover unter der Öljacke. Aber die Guides machen einen super Job, sie erklären warum jede Stromschnelle so heißt wie sie heißt und dann geht es ans Eingemachte. Wir nähern uns den Grad 4 Rapids. Über 350 Höhenmeter geht es auf einer relativ kurzen Strecke nach unten. Vorher legen wir noch einmal an und Juan erklärt ganz ausführlich, was jetzt auf uns zukommt. Das erste und letzte Mal auf dieser Tour möchte er, dass wir schwimmen, so hart wie wir können. Nach links. Falls etwas schiefgeht. Außerdem gilt unbedingtes „Get down“ von Anfang bis Ende der Rapids. Für alle. Paddeln muss das Team trotzdem, aber vom Boden des Bootes aus. Der Rafter wird komplett unter Wasser verschwinden, erklärt Juan, er möchte das wir nicht vergessen zu atmen. Klingt lächerlich, sagt er aber ich weiß genau, was er meint. Danach zieht er noch einmal die Rettungswesten fest. Ich möchte da nicht runter und ich frage ihn sogar. Aber es gibt keine Chance auf einen Rückfahrschein zur River Base. Leider. Aber seht selbst:

Was jetzt kommt, steht nicht mehr auf meiner persönlichen „Spaßliste“

Zwischendurch verschwindet der „Raster“ komplett unter Wasser

Also auf geht’s und ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen. Es geht los und direkt nach dem Ablegen schreit Juan „Get down!“ Wasser schlägt über unseren Köpfen zusammen. Gleich der erste Schlag katapultiert mich kopfüber in die Luft. Ich verliere völlig den Halt und die Leinen in und am Boot. Andreas Helm rast auf mich zu und es knirscht häßlich. Mit vollem Körpergewicht knallt mein Gesicht in Andreas Helm. Ich lande auf dem Rücken, gottseidank im Boot. Hätte Andreas dort nicht gesessen, hätte ich schwimmen müssen. Meine rechte Gesichtshälfte tut sofort höllisch weh, aber das Wasser des „Kicking Horse River“, kühlt das Ganze vorerst noch. Dennoch pocht es und wir legen nach den Stromschnellen erneut an, um die Plätze zu tauschen. Eine unserer Mitfahrerinnen schlägt mir stolz auf die Schulter. Recht hat sie. Jedenfalls meine Angst habe ich überwunden. Juan belässt mich hinten im Boot und Andreas darf auch bei mir bleiben. Dafür bin ich unserem Guide wirklich dankbar. Drei Rapids noch und ich habe es geschafft. Kühlt das Wasser grad mal nicht, merke ich wie das Auge anschwillt. „Ein dickes Veilchen wird das“, sagt Andreas, der zunehmend Gefallen an dieser Sportart findet. Paddeln musste das Team in den stärkeren Schnellen, damit das Boot nicht in der Welle stehen bleibt und kentert. Wir durchqueren die „Roller Coaster Rapids“, niemand muss „Get down“. Ich mache das freiwillig und wundere mich über die Anderen. Wie schaffen sie es bloß, auf dem Rand sitzen zu bleiben?

Der „Kicking Horse River“ hat sein Versprechen gehalten

Mich hat es gut erwischt, bereits abends im Camper können sich Färbung und Schwellung sehen lassen. Und das ist erst der Anfang….

In meinem ganzen Leben war ich noch nie so froh, an Land gehen zu können. Juan gibt mir zurück in der Base wie versprochen einen Kaffee aus und ich bekomme ein Kühlpack. Der Schock sitzt jedenfalls. Noch machen wir uns über den blauen Strich unter dem angeschwollenen Auge nicht allzu viele Gedanken, aber je mehr Zeit vergeht desto skeptischer werde ich. Es tut wirklich weh und mir wird zunehmend übel und schwindelig. Vorsichtshalber steuern wir zurück in Banff das Krankenhaus an. Laut Röntgenbildern kein Bruch, aber morgen soll ich die Folgen der wohl doch vorhandenen Gehirnerschütterung spüren. Bereits jetzt ernte ich komische Blicke und wir entscheiden uns doch noch für einen Burger bei MacDonalds. Für heute jedenfalls reicht es danach – wir fahren zurück zu unserer eigenen „Base“.


Der Tritt hat jedenfalls gesessen und bevor es im nächsten Blog auf unserer Route weitergeht, hier noch einmal alle bisherigen Beiträge als Link und die Impressionen des Kicking Horse Rivers! Viel Spaß!

  • Roadtrip of my Life – ein langer erster Tag (1)
  • Roadtrip of my life – ein sehr bayerischer Bergort in den Staaten und 336 Meilen weiter (2)
  • Roadtrip of my life – irgendwie ermüdet das endlose „Geradeaus“ dann doch (3)
  • Roadtrip of my life:  eine lange Etappe bis zum Yellowstone – und auch die Schönste (4)
  • Roadtrip of my life: „That smells horrible!“ (5)
  • Roadtrip of my life: der mit dem Wolf tanzt (6)
  • Roadtrip of my life: ein schlechter Start aber Wunder über Wunder (7)
  • Roadtrip of my life: ein wehmütiger Abschied (8)
  • Roadtrip of my life: tierische Überraschungen bis Banff, Kanada (9)
  • Extra-Beitrag: Der Yellowstone Nationalpark – eine spektakuläre Schönheit, die etwas von einem Phönix hat

 

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