Hey ho. Manchmal beschert uns etwas Schlechtes wiederum etwas unheimlich Gutes, darum geht es in diesem Blog. Die Reiseetappe führt uns zu den Mammoth Hot Springs, einer der schönsten Orte im Yellowstone Nationalpark. Obwohl wir miese Straßenverhältnisse, gesundheitliche Probleme, ein Unwetter und noch nicht einmal wirklich einen Tagesplan hatten, brachte uns die Tour nach Mammoth einen wunderschönen Zauber – den bizarrer Natur. Obwohl ich die Sinterterrassen im türkischen Pamukkele bereits besuchte habe, beeindruckten mich diese umso mehr und ich kann tatsächlich sagen: so etwas Schönes habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Gerade wegen des Unwetters habe ich Euch die schönsten Bilder des gesamten Trips mitgebracht, jedenfalls sehe ich das so. Viel Spaß in Mammoth!
Ein schlechter Start und keinen Plan

Der Madison River – jeden Tag sind wir hier vorbei gekommen, jetzt endlich halten wir auch mal an.
Unser Tag beginnt etwas holperig, Andreas muss erst einmal etwas gegen seine Migräne tun und ich komme auch nicht so recht aus dem Bett. Eigentlich hatten wir einen Frühstart geplant, aber da ich jede Menge Kaffee brauche stehen wir doch erst um halb neun unter der Dusche. Zum dritten Mal stehe ich ohne Duschgel da – ständig vergesse ich es in der Kabine. Ich frage mich, ob sich die Verkäufer im Shop langsam wundern, weil ich den dritten Tag in Folge Duschgel kaufe. Aber was soll’s. Immerhin starten wir um elf in den Park, einen richtigen Plan haben wir auch nicht. Da es regnet, erscheinen uns die Mammoth Hot Springs als lohnendes Ziel. Bis dahin müssen wir allerdings noch eine ganze Ecke fahren. Wir stoppen an einem Parkplatz am Madison River, an dem wir schon zig Mal vorbeigefahren sind. Dieses Mal nicht. Ein paar Bilder lohnen sich an dem malerischen Fluss auf jeden Fall. Am Weg liegen einige Köttel und ich schaue mich ängstlich nach Bären um. Vor denen habe ich ein bisschen Angst. So ein Fluss mit Fischen, Wald – perfekt für Mr. Grizzly. Es lässt sich aber keiner Blicken, aber die Fliegenfischer gehen heute zahlreich ihrem Hobby nach. An den Artist Paintpots versuchen wir ebenfalls noch einen Zwischenstopp, aber der Trailer passt in keine Parklücke. Ich steige aus, um zu helfen und jemand sagt zu mir: „That`s why they wanted no RV´s here!“ There was a sign – der gute Mann hat Recht und wir fahren wieder. Mit dem RV bleibt uns heute so manche Straße versperrt – aber wir bekommen eine Entschädigung,

Kingman Pass – über 4,8 Kilometer fällt der Fluss im Canyon von 2300 Meter auf 1800 Meter
Hinter Norris beginnt für Andreas der pure Horror. Road Construction – eine Straße gibt es nicht mehr. Eine Sandpiste mit tiefen Löchern verlangt von Andi den letzten Rest und vor allem rauben die afrikanischen Verhältnisse ihm den letzten Nerv. Die Sandpiste nimmt kein Ende. Wir schwitzen und haben etwas Angst um den Camper und das Geschirr, welches verdächtig rumpelt. Für zwei Wochen bleibt der RV immerhin noch unser Zuhause. Endlich nähern wir uns dem Ende, allerdings ahnen wir noch nicht, dass sich die Verhältnisse für Andreas keineswegs bessern. Die Straße führt uns in den Golden Gate Canyon und wir halten erneut für ein Foto. Eine Brücke, eine niedrige Leitplanke und rechts ein steiler Abgrund. Wer hier von der Straße abkommt, hat keine Überlebenschance. Für den Rest der Fahrt bis Mammoth ändert sich daran nichts. Es geht weiter über einen steilen Pass und als wir die Hot Springs erreichen, sind wir mit unseren Nerven ein bisschen am Ende. „Jede Senke fühlt sich an wie ein Beinahe-Unfall“, sagt Andi. Und davon gab es auf der Strecke reichlich. Immer zum Abgrund hin. Und der sieht steil aus. Bereits 1884 bis 1885 sollte die Straße am Kingman Pass eine schwierigere über den Snow Pass ersetzen. Auf dieser Straße schieben wir uns weiter voran Richtung Mammoth – der Schwierigkeitsgrad reicht uns vollkommen. Seinen Namen hat der Canyon übrigens von den gelb gefärbten Felsen.
In Mammoth erwartet uns ein echtes Wunder
Die Hot Springs entschädigen aber einhundert Mal für den Stress auf der Fahrt, wenn nicht mehr. Inmitten von kargen, grauen Ebenen türmen sich Terrassen in den irrsten Farben auf, geformt vom heißen Wasser und bunten Bakterien. Es dampft auf diesen Kaskaden und die Farbenvielfalt lässt keine Wünsche offen. Für seine Sinterterrassen ist Mammoth berühmt. Quellen lassen 70 Grad warmes Wasser über die Terrassen plätschern. Überdurchschnittlich hohe Kalk- und Mineralanteile lagern sich in Terrassenform ab und bilden so Figuren, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen – wieder einmal. Strahlend weiß, Blau, Braun, Grün, Gelb, Orange oder Rot – alles gibt es hier. Ich muss wieder an das Kind denken, welches hier seinen Tuschkasten ausgepackt hat. Schon einmal haben mich die intensiven Farben verzaubert. Hier tun sie es noch einmal, ungleich stärker. 1900 Liter vulkanisch erwärmtes Wasser pro Tag treten an den Quellen aus und formen über Jahrhunderte eine bizarre Landschaft, die jeder Ordnung widerspricht. Bis zu zwei Tonnen Kalkstein lagern sich an den Sinterterrassen rund um Mammoth pro Tag ab.

Die Sinterterrassen von Mammoth Hot Springs – für mich ein echtes Wunder. Gerade das schlechte Wetter bringt sie zum Strahlen.

Schlechtes Wetter – uns egal
Gleich an der ersten Terrasse öffnet der Himmel seine Schleusen, Hagel und Regen prasseln auf uns nieder, wir frieren. Aber die dunklen Wolken über den strahlend weißen Terrassen bilden einen Gegensatz, der auf dem Foto unschlagbar aussieht. Wie Sam im Herrn der Ringe schon sagte, leuchtet der Kalkstein umso heller. Der Fußweg geht rauf und runter und wir schauen uns die Leute, die uns entgegenkommen, genau an. Das Hecheln und die leidenden Blicke lassen uns ahnen, was noch auf uns zukommt. Treppen über Treppen aber jede Stufe lohnt sich. Beim Ankommen habe ich mich noch darüber geärgert, das Trailer auf dem Rundweg über die oberen Terrassen verboten sind – auch dort sind RV´s nicht willkommen. Aber das Gesehene beeindruckt mich tief und ich vergesse meinen Groll. Am Ende des Rundwegs können wir das Visitor Center Mammoth sehen. Wie erwartet geht der Rückweg an die Kondition und ich muss meine Jacke ausziehen. Die Sonne bricht durch und die Temperatur steigt sofort sprunghaft an. Ich kann mich gar nicht satt sehen an den irren Farben, der innere Zwang alles zu fotografieren wird übermächtig. Jede Perspektive jeder Winkel jede Belichtung – alles gehört mir. Obwohl ich von den bizarren Gebilden nicht genug bekomme, müssen wir wieder zurück. Das Unwetter hat sich mittlerweile verzogen, die Sonne brennt auf dem Rückweg.
Gerade das Unwetter malt die unglaublichsten Farben

Der erste Bär unseres Trips – süß, denke ich im sicheren Auto
Zurück am Camper müssen wir erst einmal etwas trinken. Die Wärme bildet einen krassen Gegensatz zu dem kurzen Unwetter. Am Visitor Center bildet sich auf dem Parkplatz eine Fotografentraube und der Grund grast friedlich direkt neben den Autos. Eine Wapiti-Kuh traut sich ganz nah heran und stört sich nicht an den vielen Menschen. Wir gönnen uns einen Imbiss und das Tier ebenfalls. Die ganze Zeit kann ich die Kuh durch das Fenster beobachten. Sie kommt immer näher und ich bemerke, wie schön sie ist. Für uns geht es nach dem Essen weiter Richtung Tower Fall, einem weiteren Wasserfall. Immer noch fällt die Straße nach rechts ab und dort wartet der Abgrund. Vor uns bildet sich ein Stau. Vor uns hüpfen ein paar Kinder aus dem Auto um nachzusehen. „Ich würde meine Kinder ja nicht vorschicken“, sagt Andreas und ich gebe ihm stumm Recht. Ein Bär trottet über die Straße und ich mache innerlich einen Hüpfer. Er scheint noch jung, aber selbstständig. Die Mutter lässt sich nicht blicken. Er trollt sich den Hang hinauf und gräbt bei jedem Schritt nach Futter. Ich bin total fasziniert. Endlich ein Bär. Na gut ein Schwarz-Bärchen. Süß, der Kleine.
An den Tower Falls treffen wir auf ein deutsches Pärchen aus Zwickau. Kanada sei von den Bergen her schöner, aber das Animal Life hier. Fünf Bären, einen Wolf sowieso und Büffel natürlich haben die beiden schon gesehen. Wapitis, keine Frage. Nur den Puma kaufe ich den Beiden nicht ab. Wir treffen uns vor einem Wegweiser, der den Deutschen offenbar Rätsel aufgibt. Er besagt, dass der Fußweg keinen weiteren Blick auf die Tower Falls gewährt. Sie heißen so, weil das Wasser in Kaskaden durch turmartige Felsen fällt. Wir unterhalten uns bis zum Gift Shop, wo die Beiden abtauchen. Unser Rückweg führt uns über den Dunraven Pass und erneut sehen wir einen Ministau. Ein Tier denke ich, es entpuppt sich als ein Rodeltier. Hier liegt der Schnee noch meterhoch und die Kinder nutzen die Gelegenheit, um Schlitten zu fahren. Dabei befinden wir uns mitten im Sommer. Wir müssen an unserer letzten Station für heute die Sonnenbrille wieder auspacken. Verrückt, dieses Wetter.
Einmal mehr denke ich an das Kind mit dem Tuschkasten
Wir halten auf dem Weg nach Hause an einem gewaltig dampfenden Pool, der die gesamte Straße einnebelt. Zig Mal sind wir auch hier schon vorbeigefahren. Aus der Erde zischt es, dieser Bassin steht ordentlich unter Druck. Man hört es und ich habe den Eindruck, er geht jeden Moment in die Luft. Für heute verlassen wir nach dieser beeindruckenden letzten Station den Park. Einmal mehr vertagen wir die dringend notwendige Wäsche auf morgen.

Jede Quelle malt ein anderes faszinierendes Gebilde in die Natur rund um Mammoth
Ausnahmsweise habe ich Euch zwei Galerien für diesen Blog gebastelt. Zwar lohnen sich die Sinterterrassen von Mammoth Hot Springs vor allem wegen der spektakulären Farben, aber auch in schwarz-weiß scheint die Landschaft nicht in diese Welt zu gehören. Wie immer findet Ihr an dieser Stelle die Links zu den vorangegangenen Beiträgen sowie die Impressionen dieser Etappe. Bis zum nächsten Mal – und dem letzten Tag in diesem außergewöhnlichen Nationalpark.
- Roadtrip of my Life – ein langer erster Tag (1)
- Roadtrip of my life – ein sehr bayerischer Bergort in den Staaten und 336 Meilen weiter (2)
- Roadtrip of my life – irgendwie ermüdet das endlose „Geradeaus“ dann doch (3)
- Roadtrip of my life: eine lange Etappe bis zum Yellowstone – und auch die Schönste (4)
- Roadtrip of my life: „That smells horrible!“ (5)
- Roadtrip of my life: der mit dem Wolf tanzt (6)
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