Ahoi! Auch wenn es schon eine Weile her ist, im letzten fünften Beitrag ging es um Blubberblasen und Dampf. Mit viel Neugier eroberten wir den Yellowstone Nationalpark, ein absolutes Highlight auf unserer Reise. Mich hat dieser Park so beeindruckt, dass ich ihn jetzt im Nachhinein als Handycover stets bei mir trage. Am zweiten Tag im Yellowstone ging es weniger um Bassins und Pools als um Wassermassen und die pure Urgewalt, die dieses Element mit sich bringt. Uns haben die Wasserfälle umgehauen und einmal mehr hat sich die Kraft gezeigt, die in der Natur steckt. In diesem Blog habe ich Euch eine Dokumentation über den Yellowstone Nationalpark auf YouTube verlinkt. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich die Bilder sehe. Ich halte sie für wirklich sehenswert, es geht um den Wolf – unser persönliches Highlight an diesem Tag. Aber was heißt das schon, wenn man alle paar Kilometer an einem weiteren Wunder vorbeikommt?
Wasserfälle satt – und noch mehr Tiere
Heute stehen Wasserfälle satt auf dem Programm. Andreas duscht gediegen im Camper, ich habe das Nachsehen, weil der Abwassertank nun endgültig überläuft. Also erst einmal zur Dumping Station. Vorher schicken wir noch ein paar Urlaubsgrüße nach Hause. Für kurze Zeit haben wir so etwas wie Netz. Danach starten wir und fahren durch die Express Lane in den Park. Ob wir heute mehr Tiere sehen? Ich bin gespannt und weiß noch nicht, dass wir einen auch für den Yellowstone National Park seltenen Genossen treffen werden. Erst einmal steuern wir zielstrebig Norris und Canyon Village an. Zufällig finden wir auf dem Weg zu den Wasserfällen einen spektakulären Wasserfall. Der stand zwar nicht auf der Liste, aber der Anblick lohnt sich allemal. Der Weg führt direkt an der Straße entlang und ich ahne noch nicht, dass dieser Fall nur ein fader Vorgeschmack sein wird. Mich beeindruckt er auch so schon. Donnernd rauscht das Wasser in die Tiefe, obwohl der Weg weit abseits der Fälle verläuft, hört man das Getöse.

Dieser Wasserfall stand zwar nicht auf der Liste, aber gelohnt hat es sich allemal
Nach diesem kurzen Zwischenspiel geht es weiter Richtung Lower Falls in Canyon Village. Auf der Karte entdecke ich den „Grand Canyon des Yellowstone“ und Andreas fragt sich, wo der wohl sein könnte. Wir landen mittendrin. Auf einem der Parkplätze, die wir auf Google ausgemacht haben, führen zwei Trails zu den Wasserfällen. Vorher entdecken wir auf einer Ebene aber noch einen Wapitihirsch. Das Tier scheint uns ein Foto wert und ich treffe auf einen netten Mit-Fotografen. Er hat das deutlich bessere Teleobjektiv, meins reicht nicht. „Er schläft“, erzählt er mir und einen Bären habe er auch schon gesehen. Klettern könnten sie wie die Leoparden. Amazing. Um Tiere zu sehen, kann man im Nationalpark nach Anhäufungen von Autos suchen. Wo Viele stehen, steht garantiert auch ein Tier. Weiter geht es und natürlich landen wir auf dem längeren Weg zu den Upper Falls, der aber ohnehin versperrt ist. Anscheinend hat das Wetter hier ganz schön zugeschlagen und für Erdrutsche gesorgt. Wir schauen uns also zunächst einmal den „Lower Fall“ an, der Weg dorthin steht uns offen.
Der Weg erinnert mich an eine Szene aus dem Herrn der Ringe

Im Zickzack geht es steil nach unten
Im Zickzack geht es steil nach unten, die Ränder bröckeln bereits und ich denke mit Schaudern daran, dass wir auch wieder hinaufmüssen. Außerdem erinnert mich der Weg an eine Szene aus dem Herrn der Ringe. Er ähnelt dem Pfad, den Elrond hinaufreitet, um zu Aragorn zu gelangen und ihm das Schwert zu übergeben. Auf der Hälfte erhaschen wir von einem kleinen Aussichtspunkt einen ersten Blick in den Canyon und mir bleibt die Spucke weg. Ein netter Mensch fragt, ob er ein Foto von uns Beiden machen soll. Diese Frage hört man hier öfter, in Sachen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft können Andere von den Amerikanern noch Einiges lernen. Schon von Weitem hört man das Donnern des Wasserfalls und der Name täuscht. Wesentlich tiefer und gewaltiger als die „Lower Falls“ vermuten lassen schießen die Wassermassen direkt in die Enge des Grand Canyon des Yellowstone National Parks.

Es geht hier nicht um ein bisschen Wasser, sondern um Wassermassen
Zwar müssen wir lange laufen, aber der Ausblick lohnt sich und jetzt, im Nachhinein betrachtet halte ich diese Aussage für untertrieben. Der Weg endet auf einer Aussichtsplattform direkt über der Kante der Lower Falls. Höhenangst sollte man hier nicht haben. Mit Urgewalt donnert das Wasser über die Kante, die Gischt spritzt fast den gesamten Wasserfall wieder hinauf. Andreas ist baff. „Diese Naturgewalten, diese Wassermassen“, sagt er und auch ich kann nicht mehr. Es geht hier nicht um ein bisschen Wasser, das über eine Kante fällt. Mit unfassbar viel Kraft schneiden sich die Wassermassen in die Landschaft. Irgendwie muss der Canyon ja entstanden sein. Ein unglaublicher Ausblick. Schnell ein Video für meine Mutter gedreht, weil mir das sonst wahrscheinlich niemand glaubt und Worte für dieses Szenario ohnehin nicht ausreichen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, wer hier die Kraft der Natur nicht spürt, hat sie auch nicht verdient. Etliche Selfies und Fotos später nehmen wir den Rückweg in Angriff, das Donnern des Wassers verfolgt uns noch eine ganze Weile – genau wie die Bilder, die sich noch für Wochen als spektakulär in meinen Kopf einhämmern sollen.

Die Lower Falls – bis heute eine der spektakulärsten Erinnerungen, die ich aus dem Park mitgebracht habe.
Hier offenbart sich die pure Urgewalt der Natur

Nicht von dieser Welt – der Grand Canyon des Yellowstone Nationalpark
Mit mehreren Pausen landen wir wieder auf dem Parkplatz und können immer noch nicht ganz glauben, was wir da gerade gesehen haben. Da der Fußweg gesperrt ist, geht es mit dem Camper zu den Upper Falls, an denen wir zunächst aber noch nicht ankommen. Wieder kommen wir an dem Wapiti vorbei, das inzwischen wach und interessiert in die Gegend schaut. Näher an der Straße liegt er auch. Statt an den Upper Falls stoppen wir auf einem Viewpoint auf die Lower Falls, die Gelegenheit können wir uns einfach nicht entgehen lassen. Auch von Weitem und aus einer anderen Perspektive betrachtet, sprengt dieser Wasserfall alles, was ich bisher erlebt und gesehen habe. Auch Andreas kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein Wahnsinn. Ein Junge spricht uns, ob wir die Babyvögel gesehen haben. Leider müssen wir verneinen, aber ein freches Squirrel stellt sich uns auf dem Rückweg zum Camper in den Weg. Neugierig schaut es uns an, bevor es davonflitzt. Selbst die Parkranger sehen hier so aus, wie ich sie mir vorgestellt habe. Mit brauner Uniform und Cowboyhut. An den mit Felsen gesicherten Kanten bekomme ich bei dem freien Blick in den Canyon doch ein bisschen Höhenangst. 94 Meter fällt das Wasser am Lower Fall in die Tiefe. Und auf der Kante haben wir gestanden. Unglaublich.

Unwirklich wirkt diese Landschaft – ich halte den Canyon für einen Juwel inmitten von Wundern
Der Canyon schneidet eine zwischen 244 und 366 Meter tiefe Schneise in die Landschaft über eine Länge von 38,6 Kilometern. Immer noch finden sich aktive Geysire an den felsigen Wänden. Ein Wahnsinnsbild, welches sich mit Worten kaum beschreiben lässt. Der Yellowstone Nationalpark beherbergt an dieser Stelle einen wahren Schatz, den man unbedingt gesehen haben sollte. Ob wir heute noch an den Upper Falls ankommen? Auf dem Weg dorthin kommen wir zum dritten Mal an dem Wapiti vorbei, der sich noch ein paar Meter zur Straße hinbewegt hat. An den Upper Falls tatsächlich angekommen, schlagen uns die Naturgewalten wieder mit Karacho entgegen. Ein freundlicher Amerikaner weist uns den Weg. „Es ist nicht weit“, sagt er. Gut so, denke ich. Ein gewisser Mangel an Nahrung schlägt mir mittlerweile auf den Kreislauf. Eine Treppe führt auf die Aussichtsplattform, die genau wie bei dem anderen Wasserfall direkt über der Kante hängt. Andreas begeistert sich für den reißenden Flussverlauf direkt vor dem Fall, mich beeindruckt der Wasserfall selbst.
An besagter Stelle springe auch ich beinahe aus dem Camper

Der Zufluss der Upper Falls, beide Wasserfälle haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen
Das Wasser fällt hier längst nicht so tief, aber dafür donnert es umso lauter und ich bekomme ein paar Gischt-Tropfen ab. Mein Sinnesspeicher droht wieder überzulaufen. Eine Etappenziel nehmen wir uns für heute noch vor. Wir suchen auf der Weiterfahrt nach den heißen Quellen, finden aber nichts. Kein Schild, nur Wald. Andreas wirft einen Blick aus dem Fenster. „Guck mal der See“, sagt er und ich schaue auf die Karte. Der See entpuppt sich als Fluss, der Yellowstone River „Da-da-das ist der Fluss?“, fragt er. Ja, ein gewaltiger Strom. Die Straße schraubt sich die Berge hinauf. Als Schnee am Straßenrand liegt, dämmert uns, dass wir vielleicht zu weit gefahren sind. Dafür bekommen wir an einem weiteren Viewpoint einen Überblick über den gesamten Park. Überall im Wald dampft es. Spontan beschließen wir, rund um den Yellowstone Lake nach Hause zu fahren und drehen um. Unser Weg führt uns durch eine weite Grasebene und sosehr wir die Büffelherden bislang vermisst haben, hier sehen wir sie. Sie ziehen direkt neben der Straße ihre Bahnen und natürlich bildet sich wieder ein Stau. Wie zuvor schießt jeder sein Foto und weiter geht es. Bevor wir den See erreichen, bildet sich die nächste Autoschlange. Menschen springen aus ihren Autos und zücken die Fotoapparate. Ein Tier, denken wir uns und als wir an besagter Stelle ankommen, springe auch ich beinahe aus dem Camper.
Ein grauweißer Wolf trottet einsam über die Ebene. Ich frage mich, was er getrennt von seiner Herde in einem offenen Tal macht, aber ich kann nicht fassen, dass wir ihn gesehen haben. Ein Wolf, unberührt von dem Misstrauen, welches viele Menschen ihm entgegenbringen. Im Yellowstone hat dieses Geschöpf die Natur wieder ins Gleichgewicht gebracht und wahre Wunder gewirkt. Hier geht es zur Dokumentation dazu. Allein trottet er davon, ein grauweißer Fleck in der Ferne. Ich bin noch ganz aus dem Häuschen, als wir weiterfahren. Ein Wolf, in freier Natur. Hinter der nächsten Kurve liegt der Yellowstone Lake, direkt dahinter haben wir freien Ausblick auf die schneebedeckten Rocky Mountains. „Sfjlhänännhämm“ oder so ähnlich sagt Andreas. Er ist völlig hin und weg. Was für ein Ausblick, bereits der fünfte am heutigen Tag. Wir halten noch einmal an, auf dem See treibt ein Boot. Es wirkt winzig im Vergleich zu der grandiosen Landschaft. Um sieben Uhr abends geht es endgültig nach Hause auf den Campingplatz. Unsere Speicher platzen gleich. Mit einer Länge von von 32 Kilometern und einer Breite von 22 Kilometern ist der Yellowstone Lake der größte Bergsee Nordamerikas. Schwimmen sollte man hier nicht, mit einer Höchsttemperatur von gerade einmal 16°C im August gehört der Yellowstone Lake auch zu den kältesten Gewässern. Am Seegrund herrscht eine durchgehende Temperatur von maximal fünf Grad. Brrrr.

Der Yellowstone Lake – ein grandioser Anblick zum Abschluss eines ebenso grandiosen Tages
Gutes Bier machen die Deutschen – und gutes Brot
Zurück im Ort kaufen wir noch kurz ein und damit lassen wir es für heute gut sein. Ich brauche noch einen Badeanzug für die Rafting-Tour, die Andreas hinterrücks gebucht hat. Einmal mehr fragt uns der freundliche Verkäufer, wo wir herkommen. Gutes Bier machen die Deutschen, findet er und gutes Brot. Das Heimische sei ihm zu labbelig und voller Zucker. Können wir nur bestätigen – wenn er Brot anfasst, möchte er etwas Festes zwischen den Fingern haben. Recht hat er, der gute Mann. Was wir morgen tun, steht noch nicht ganz fest, mal schauen was auf uns zukommt. Im Yellowstone pendeln wir übrigens permanent zwischen Montana und Wyoming hin und her. In diesem Park könnte man auch zwei Wochen verbringen und hätte immer noch nicht alles gesehen. Aber wenn wir irgendwann wiederkommen, dann mit besseren Teleobjektiven. Und wir kommen wieder – jedenfalls ich bin mir da sicher.
Im nächsten Blog geht es zu den Mammot Hot Springs und ich schulde Euch noch einen Extra-Beitrag über den Yellowstone Nationalpark. Ich habe ihn nicht vergessen, nur vertagt. Immerhin zwei Tage bleiben wir noch im Park und es gab noch Einiges zu sehen. Jetzt aber erst einmal viel Spaß mit den Impressionen dieses Tages und wie immer an dieser Stelle mit den Links zu den vergangenen Beiträgen. Ahoi!
- Roadtrip of my Life – ein langer erster Tag (1)
- Roadtrip of my life – ein sehr bayerischer Bergort in den Staaten und 336 Meilen weiter (2)
- Roadtrip of my life – irgendwie ermüdet das endlose „Geradeaus“ dann doch (3)
- Roadtrip of my life: eine lange Etappe bis zum Yellowstone – und auch die Schönste (4)
- Roadtrip of my life: „That smells horrible!“ (5)
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